LIVEAUSFLUEGE: SEEED und Support FLO MEGA in Dresden



Bombenwetter bei sonnigen 25°C, bis auf den letzten freien Platz gefüllte Elbwiesen vor dem Veranstaltungsgelände und bunte Massen, die vor der umwerfenden Silhouette Dresdens im Hintergrund in Scharen durch den Einlass pilgern: Am 19.07.2013 kam eine ausgelassene Mischung aus Dancehall, Reggae, Dub Ska und Hip Hop an Dresdens Elbufer, das an diesem Freitag von SEEED und Support-Act FLO MEGA in Beschlag genommen wurde.

Der Bühnenaufbau der Filmnächte am Elbufer mit der Brühlschen Terasse und den beeindruckendsten Gebäuden der Dresdner Altstadt im Hintergrund begeistert immer wieder aufs Neue und zieht seit Jahren national wie international bekannte Musik-Acts an die Location an der Elbe.
Nachdem SEEED für einige Zeit getrennte Wege gingen und sich vor allem die drei Sänger Eased (alias Frank Dellé), Ear (alias Boundzound) und Enuff (alias Peter Fox) auch solo einen Namen machen konnten, standen die elf Berliner 2011 erstmals wieder gemeinsam auf einer Bühne. Mit dem Wissen, dass diese Formation eine unglaublich energiegeladene und euphorisierende Live-Performance hinlegt, zog man gleich doppelt gespannt in den bevorstehenden Konzertabend.

Diesen eröffnete pünktlich um 20 Uhr FLO MEGA, der live durch die Band THE RUFFCATS unterstützt wird. Nachdem sich erst einmal alle Musiker auf der Bühne positionierten und mit den ersten Takten begannen, kündigte Gitarrist Botond Ikvai Szabó Soul-Sänger Flo Mega an, der voller Tatendrang ans Mikro sprang. Die Musik war eingängig und chillig, eine gute Mischung aus Abspannen und Abfeiern. Nach den ersten Liedern hieß es für Fotografen leider raus vors Gelände, wo zwar Musik ankam, aber eher als Hintergrundgeräusch zu den vielen Unterhaltungen der Leute auf den Elbwiesen fungierte. Sowohl Ansagen als auch Gesang kamen eher leise und undeutlich an, sodass ich an dieser Stelle weder viel zur Performance noch zur Setlist sagen kann, leider.




In der Umbaupause vor SEEED wurde die Spannung durch einen vor der Bühne angebrachten schwarzen Vorhang gesteigert. Gegen 21.15 Uhr waren die ersten Töne des Bläser-Intros “Le Monde” zu hören, der Vorhang fiel und auf einem beeindruckenden treppenartigen Bühnenaufbau standen bereits neun der elf Musiker (live ergänzt durch zwei weitere Bläser). Während alle anderen spielten, thronte Sänger Ear im Schneidersitz auf der Bühne und betrachtete gelassen das Publikum. Als dann noch Eased und Enuff zum Vorschein kamen, stieg die Stimmung schlagartig an. Mit "A Milli" eröffneten die Berliner ihr Set und bereiteten gleich zu Beginn eine spektakuläre Show mit gut sitzender Choreografie. Auf "Molotov" vom vierten und neuesten Studioalbum folgte das ebenfalls darauf zu hörende "Wonderful Life". Zurück in die ältere Bandgeschichte führten SEEED anschließend mit „Schwinger“ und „Waterpumpee“. Genrell führte das Set an diesem Abend einmal quer durch die größten Hits der Formation und so folgten auf „Waste My Time“ und „Großhirn“ die aktuelle Single „Deine Zeit“, der Klassiker aus Anfangstagen „Dickes B“, „Walk Upright“ und „Music Monks“.
Zum PETER FOX-Hit "Alles Neu" kamen dann auch die Trommler von Cold Steel Drumline auf die Bühne und unterstützten SEEED bei ihren eindrucksvollen Tanzeinlagen durch den richtigen Rhythmus und kunstvoll durch die Luft gewirbelte Drumsticks. Da diese leuchteten, ließen sie sich effektvoll als Unterstützung der Performance einsetzen und glichen als Glowsticks fast schon einer gut durchgeplanten Feuer- bzw. Poi-Show. Nicht nur das Bühnenbild und die Performance des Elfers (+2) an sich, sondern auch die Lichtshow gestaltete sich ziemlich spektakulär. Mit Ansagen hielten sich SEEED ziemlich zurück und bildeten eher fließende Übergänge zwischen den einzelnen Liedern. Wenn gesprochen wurde, wandte sich häufig Sänger Enuff an das Dresdner Publikum. Im Anschluss an „Augenbling“ war schließlich Aktion gefordert: Nach einem Aufruf zum Harlem Shake feierte die Menge zwar wie von der ersten Minute an mit den Berlinern mit, bewegte sich dabei aber kein Stück. Diese Immobilität konnten SEEED nicht auf sich sitzen lassen, sodass die Aktion nach einer Erklärung nochmal wiederholt wurde. So eine ganze Masse in Bewegung zu sehen, ist schon sehr imposant. Mit der folgenden Aktion legte die Band aber nochmal nach: Enuff forderte nun die versammelte Menge dazu auf, mindestens ein Kleidungsstück auszuziehen und auf Kommando über dem Kopf zu schwingen. Was für ein Anblick! Eine Konzertbesucherin hatte offenbar ihren BH als zu entledigendes Kleidungsstück gewählt, da Enuff beim folgenden "You & I" mit einem solchen in der Hand rumwedelte. Bevor die Berliner von der Bühne verschwanden, wurde das Publikum mit „Seeeds Haus“, „Schwarz Zu Blau“, dem PITBULL-Cover „Latinos In Paris“ und „Aufstehn“ auf Hochtouren gebracht.
Nach einer kurzen Pause und Leere auf der Bühne folgte dann die obligatorische Zugabe mit der ersten Singleauskopplung des aktuellen Albums, "Beautiful" und einem weiteren PETER FOX-Song, "Schüttel Deinen Speck". Als endgültiger Rausschmeißer gab es "Ding" auf die Ohren - allerdings fand ich die Liveversion besonders bei den hohen Parts nicht so gelungen. Offenbar versagte hier auch wenig die ansonsten gut abgemischte Technik, wie 1/3-Frontmann Enuff zu erkennen gab.

Insgesamt kann man auf einen wirklich gelungenen Abend zurückblicken, der den Besuchern des ausverkauften und bis zum Bersten gefüllten Konzertareals einige euphorische Stunden bescherte. SEEED waren in bester Verfassung und legten einen grandiosen Auftritt vor einer einzigartigen Kulisse hin. Das Dreier-Frontmann-Gespann begeisterte vom ersten Erscheinen auf der Bühne an durchweg und zeigte damit auch 2013 deutlich: SEEED sind wieder da und sichern sich zurecht die großen Bühnen Deutschlands. Einziger Wehmutstropfen des Konzertes war definitiv, dass die Band bei einem Ticketpreis von 46,80 Euro kaum zwei Stunden mit ihrem Programm füllte. Der Eindruck, der als Fazit des Abends bleibt, hilft aber dabei, diese Tatsache zu verschmerzen. 






Alle Bilder von SEEED und FLO MEGA gibt es auf meinem flickr-account zu sehen!

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ZEITENWENDE.

Leider ist es schon wieder vorbei, das schönste und trotz seiner schwarzen Prägung farbenreichste Festival des Jahres, wie ich finde. An kaum einem anderen Ort treffen so viele Stile friedfertig aufeinander und zelebrieren ihr Dasein, gemeinsam, aufgeschlossen und individuell.

Einer der Höhepunkte des Wave Gotik Treffens ist seit sechs Jahren das von der großartigen Fotografin Viona Ielegems organisierte Viktorianische Picknick. Zwar ist es über die Jahre immer größer, unübersichtlicher und ungemütlicher geworden, dafür stehen aber auch die Chancen hoch, altbekannte Gesichter wiederzutreffen, gemütlich schwatzen zu können und dabei von allen Seiten einzigartige Roben präsentiert zu bekommen.

Nach einem netten Shooting im Johannapark war ich natürlich auch dieses Jahr wieder vor Ort und habe eine kleine Ausbeute an Eindrücken zusammengetragen.













Zum Glück bleibt mir das WGT-Feeling noch ein bisschen erhalten, indem ich mich jetzt erst einmal der Ausbeute meiner wunderbaren Shootings für das diesjährige Pfingstgeflüster widmen kann und darüber hinaus noch zwei weiteren Foto-Projekten. Es kommt also noch einiges. :)

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ZEHNTAUSENDACHTZIG.

In dieser Woche (die auch schon wieder drei Wochen zurückliegt...) hatte ich kaum Zeit zum Fotografieren. Auf meinen Wegen in die Stadt haben sich dann glücklicherweise jedoch mehr Motive gefunden, als ich erwartet hätte. Viel Spaß damit!

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Neues Theater
"Sein oder Nichtsein, das ist die Frage." Mit diesem vielzitierten Spruch empfängt auch das Neue Theater in Halle seine Gäste, zumindest am Eingang auf der Seite des Uniplatzes.
Seit ich in Halle studiere, hat es mich schon oft in die heiligen Schauspielhallen gezogen. Über die Zeit entwickelt man natürlich Präferenzen für bestimmte Schauspieler und hat im besten Fall auch schon sein absolutes Lieblingsstück entdeckt. Sehr überzeugt haben mich Wildes "Ernst sein ist wichtig" und die Shakespeare-Inszenierung "Der Sturm" mit einer grandiosen Kulisse, tollen schauspielerischen Leistungen und einfach wunderbarem Gesang. Umso mehr Veränderungen bringt ein Intendantenwechsel mit sich, wie der vor anderthalb Spielzeiten von Christoph Werner zu Matthias Brenner. Ich will nicht sagen, dass das Theater schlechter geworden wäre, das ganz sicher nicht. Dazu kann ich mir offengestanden auch leider gar kein Urteil erlauben, weil ich in letzter Zeit einfach keine freien Kapazitäten für einen Theaterbesuch hatte. Aber die erste Inszenierung, die ich gesehen habe, war anders, und zwar grundlegend. So sehr, dass sie mir gar nicht gefallen hat, nicht einmal mit Beteiligung aller Lieblingsschauspieler. Aber was ist schon ein Stück - ich werde dem neuen Intendanten auf jeden Fall noch eine Chance geben.
Sehr charmant finde ich den Aufzug des Theaters: Aus mehreren Häusern bestehend ist sein Innenleben genau so verwinkelt, chaotisch und verworren, wie es zumindest in meiner Vorstellung immer sein sollte, um ein kreatives Flair zu gewährleisten. Leider kann man das von außen nur erahnen, aber beispielsweise im Rahmen einer Führung durch das Gebäude erhält man einen guten Eindruck davon. :)


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Baustelle Geisteswissenschaftliches Zentrum
Immer schneller scheint der Bau des neuen Geisteswissenschaftlichen Zentrums der Martin-Luther-Universität voranzuschreiten. Der Campus hat eine ziemlich gute Lage - sehr dicht an der Innenstadt. Bisher waren die geisteswissenschaftlichen Institute quer durch die Stadt verteilt und in mehr oder weniger baufälligen Villen untergebracht. Das hat einerseits einen ganz eigenen Reiz, weil manche Gebäude wie das schon gezeigte Orientalische Institut ein ganz spezifisches und dabei bestechendes Flair haben. Andererseits ist es jedoch auch sehr anstrengend, zeitnah von einem Gebäude zum nächsten zu gelangen. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn der hallesche Verkehr wieder einmal vom Wintereinbruch überrascht wird und im Chaos versinkt. Bedürfnisse, wie etwas essen zu wollen oder andere Dinge erledigen zu müssen, grenzen dann zum Teil an die höchste Lächerlichkeit...


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Leopoldina - Akademie der Naturforscher
Dieses Gebäude ist eine Zweigstelle der Leopoldina, die ihren eigentlichen Hauptsitz seit 2012 im ehemaligen halleschen Freimaurerlogenhaus "Zu den Drei Degen" bezogen hat. Die Leopoldina zählte sehr bedeutende Forscher - darunter auch zahlreiche Nobelpreisträger - zu ihren Mitgliedern, so etwa Goethe als Botaniker, Marie Curie, Albert Einstein oder auch Niels Bohr. Gegründet wurde die Akademie eigentlich 1652 in Schweinfurt, seit 1878 ist sie jedoch in Halle ansässig.
Inzwischen hat die Leopoldina die Rolle als Nationale Akademie der Wissenschaften inne, das heißt, dass sie die Expertise zu politischen und gesellschaftlichen Fragen bereitstellt und in dieser Hinsicht beispielsweise die Bundesregierung berät.


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Thomasianum
...eines der großen Mysterien, die ich noch nicht lösen konnte. Was sich genau im Thomasianum befindet, kann ich leider nur mutmaßen. Meines Wissens befinden sich darin aber ein Teil der Uni-Verwaltung sowie Teile der Juristischen Fakultät, was bei dem Namensgeber schließlich auch naheliegt.


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Weidenplan-Schule
...viel gibt es hierzu eigentlich nicht zu sagen - die Weidenplanschule wird nach wie vor genutzt, und zwar als Sekundarschule.


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Heilanstalt Weidenplan
Dass dieses Haus langsam verfällt, ist eigentlich sehr schade. Ziemlich unscheinbar habe auch ich es eher durch einen Zufall entdeckt, als ich zum Fotografieren der Weidenplanschule die Straßenseite wechselte und den schönen Eingang sah.
Da mir das Gebäude bisher gänzlich unbekannt war, ergaben ein paar Recherchen aber ziemlich schnell, dass die Anstalt wohl überregional sehr angesehen war und darin Bedeutendes zur Grundsteinlegung im Bereich der Urologie und Gynäkologie geleistet wurde. Inzwischen sind die Institute allerdings auf dem naturwissenschaftlichen Campus der Uni angesiedelt, sodass hier nun Leerstand herrscht.


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Stadtgottesacker
Der Stadtgottesacker ist einer der ältesten Friedhöfe in Halle. Seit dem 14. Jahrhundert wurde er als Massenbegräbnisstätte für Pestopfer genutzt, im 16. Jahrhundert wurden konkrete Pläne zur Gestaltung der Anlage auf Weisung Kardinal Albrechts umgesetzt, da die Verstorbenen nun außerhalb der Stadtmauern begraben werden sollten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage sehr in Mitleidenschaft gezogen und jahrelangem Verfall anheim gegeben, bis sich in den 1990er Jahren ein Verein gründete, der diesem entgegenwirkte und den Friedhof weitestgehend in seiner ursprünglichen Form wiederherstellte.
Auf dem Stadtgottesacker sind die für die Stadt Halle bedeutendsten Personen begraben, darunter Christian Thomasius, August Hermann Francke oder auch Johann Reinhold Forster. Nicht nur einige Grabmale im Innenbereich sind interessant anzusehen; die größte Aufmerksamkeit wird vielleicht den Arkaden entlang der eingrenzenden Mauer des Friedhofs zuteil. Diese sind überwiegend sehr aufwändig und prunkvoll gestaltet und auch nicht durch einheitliche Gitter abgeschlossen, sondern jeder Torbogen hat eine andere Gestaltung. Bevor es so etwas wie Hygienevorschriften gab, wurden die Särge in den Gruftnischen übrigens offen exponiert - erst später schüttete man sie mit Erde zu.
Inzwischen kann man unter besonderen Auflagen (beispielsweise, dass man mindestens 40 Jahre in Halle gewohnt hat) in dieser Anlage beigesetzt werden, allerdings nur in den Torbögen.

Eines möchte ich euch nicht vorenthalten: Bei meinem Streifzug über den Uniplatz kam ich nicht umhin, bei diesem Anblick an Heinrich Heine und sein Scherzgedicht auf die halleschen Löwen zu denken:



Ganz im Sinne des "ei, du hallescher Löwentrotz" trotzen sie noch immer Wind und Wetter, bis zum bitteren Ende. ;)

Ich verabschiede mich für den Moment auf die Leipziger Buchmesse und hoffe, schnell weiter aufholen und mit vielen interessanten Bildern zurückkehren zu können! Wir lesen uns, wenn ihr mögt. :)

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