In dieser Woche (die auch schon wieder drei Wochen zurückliegt...) hatte ich kaum Zeit zum Fotografieren. Auf meinen Wegen in die Stadt haben sich dann glücklicherweise jedoch mehr Motive gefunden, als ich erwartet hätte. Viel Spaß damit!

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Neues Theater
"Sein oder Nichtsein, das ist die Frage." Mit diesem vielzitierten Spruch empfängt auch das Neue Theater in Halle seine Gäste, zumindest am Eingang auf der Seite des Uniplatzes.
Seit ich in Halle studiere, hat es mich schon oft in die heiligen Schauspielhallen gezogen. Über die Zeit entwickelt man natürlich Präferenzen für bestimmte Schauspieler und hat im besten Fall auch schon sein absolutes Lieblingsstück entdeckt. Sehr überzeugt haben mich Wildes "Ernst sein ist wichtig" und die Shakespeare-Inszenierung "Der Sturm" mit einer grandiosen Kulisse, tollen schauspielerischen Leistungen und einfach wunderbarem Gesang. Umso mehr Veränderungen bringt ein Intendantenwechsel mit sich, wie der vor anderthalb Spielzeiten von Christoph Werner zu Matthias Brenner. Ich will nicht sagen, dass das Theater schlechter geworden wäre, das ganz sicher nicht. Dazu kann ich mir offengestanden auch leider gar kein Urteil erlauben, weil ich in letzter Zeit einfach keine freien Kapazitäten für einen Theaterbesuch hatte. Aber die erste Inszenierung, die ich gesehen habe, war anders, und zwar grundlegend. So sehr, dass sie mir gar nicht gefallen hat, nicht einmal mit Beteiligung aller Lieblingsschauspieler. Aber was ist schon ein Stück - ich werde dem neuen Intendanten auf jeden Fall noch eine Chance geben.
Sehr charmant finde ich den Aufzug des Theaters: Aus mehreren Häusern bestehend ist sein Innenleben genau so verwinkelt, chaotisch und verworren, wie es zumindest in meiner Vorstellung immer sein sollte, um ein kreatives Flair zu gewährleisten. Leider kann man das von außen nur erahnen, aber beispielsweise im Rahmen einer Führung durch das Gebäude erhält man einen guten Eindruck davon. :)


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Baustelle Geisteswissenschaftliches Zentrum
Immer schneller scheint der Bau des neuen Geisteswissenschaftlichen Zentrums der Martin-Luther-Universität voranzuschreiten. Der Campus hat eine ziemlich gute Lage - sehr dicht an der Innenstadt. Bisher waren die geisteswissenschaftlichen Institute quer durch die Stadt verteilt und in mehr oder weniger baufälligen Villen untergebracht. Das hat einerseits einen ganz eigenen Reiz, weil manche Gebäude wie das schon gezeigte Orientalische Institut ein ganz spezifisches und dabei bestechendes Flair haben. Andererseits ist es jedoch auch sehr anstrengend, zeitnah von einem Gebäude zum nächsten zu gelangen. Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn der hallesche Verkehr wieder einmal vom Wintereinbruch überrascht wird und im Chaos versinkt. Bedürfnisse, wie etwas essen zu wollen oder andere Dinge erledigen zu müssen, grenzen dann zum Teil an die höchste Lächerlichkeit...


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Leopoldina - Akademie der Naturforscher
Dieses Gebäude ist eine Zweigstelle der Leopoldina, die ihren eigentlichen Hauptsitz seit 2012 im ehemaligen halleschen Freimaurerlogenhaus "Zu den Drei Degen" bezogen hat. Die Leopoldina zählte sehr bedeutende Forscher - darunter auch zahlreiche Nobelpreisträger - zu ihren Mitgliedern, so etwa Goethe als Botaniker, Marie Curie, Albert Einstein oder auch Niels Bohr. Gegründet wurde die Akademie eigentlich 1652 in Schweinfurt, seit 1878 ist sie jedoch in Halle ansässig.
Inzwischen hat die Leopoldina die Rolle als Nationale Akademie der Wissenschaften inne, das heißt, dass sie die Expertise zu politischen und gesellschaftlichen Fragen bereitstellt und in dieser Hinsicht beispielsweise die Bundesregierung berät.


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Thomasianum
...eines der großen Mysterien, die ich noch nicht lösen konnte. Was sich genau im Thomasianum befindet, kann ich leider nur mutmaßen. Meines Wissens befinden sich darin aber ein Teil der Uni-Verwaltung sowie Teile der Juristischen Fakultät, was bei dem Namensgeber schließlich auch naheliegt.


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Weidenplan-Schule
...viel gibt es hierzu eigentlich nicht zu sagen - die Weidenplanschule wird nach wie vor genutzt, und zwar als Sekundarschule.


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Heilanstalt Weidenplan
Dass dieses Haus langsam verfällt, ist eigentlich sehr schade. Ziemlich unscheinbar habe auch ich es eher durch einen Zufall entdeckt, als ich zum Fotografieren der Weidenplanschule die Straßenseite wechselte und den schönen Eingang sah.
Da mir das Gebäude bisher gänzlich unbekannt war, ergaben ein paar Recherchen aber ziemlich schnell, dass die Anstalt wohl überregional sehr angesehen war und darin Bedeutendes zur Grundsteinlegung im Bereich der Urologie und Gynäkologie geleistet wurde. Inzwischen sind die Institute allerdings auf dem naturwissenschaftlichen Campus der Uni angesiedelt, sodass hier nun Leerstand herrscht.


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Stadtgottesacker
Der Stadtgottesacker ist einer der ältesten Friedhöfe in Halle. Seit dem 14. Jahrhundert wurde er als Massenbegräbnisstätte für Pestopfer genutzt, im 16. Jahrhundert wurden konkrete Pläne zur Gestaltung der Anlage auf Weisung Kardinal Albrechts umgesetzt, da die Verstorbenen nun außerhalb der Stadtmauern begraben werden sollten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage sehr in Mitleidenschaft gezogen und jahrelangem Verfall anheim gegeben, bis sich in den 1990er Jahren ein Verein gründete, der diesem entgegenwirkte und den Friedhof weitestgehend in seiner ursprünglichen Form wiederherstellte.
Auf dem Stadtgottesacker sind die für die Stadt Halle bedeutendsten Personen begraben, darunter Christian Thomasius, August Hermann Francke oder auch Johann Reinhold Forster. Nicht nur einige Grabmale im Innenbereich sind interessant anzusehen; die größte Aufmerksamkeit wird vielleicht den Arkaden entlang der eingrenzenden Mauer des Friedhofs zuteil. Diese sind überwiegend sehr aufwändig und prunkvoll gestaltet und auch nicht durch einheitliche Gitter abgeschlossen, sondern jeder Torbogen hat eine andere Gestaltung. Bevor es so etwas wie Hygienevorschriften gab, wurden die Särge in den Gruftnischen übrigens offen exponiert - erst später schüttete man sie mit Erde zu.
Inzwischen kann man unter besonderen Auflagen (beispielsweise, dass man mindestens 40 Jahre in Halle gewohnt hat) in dieser Anlage beigesetzt werden, allerdings nur in den Torbögen.

Eines möchte ich euch nicht vorenthalten: Bei meinem Streifzug über den Uniplatz kam ich nicht umhin, bei diesem Anblick an Heinrich Heine und sein Scherzgedicht auf die halleschen Löwen zu denken:



Ganz im Sinne des "ei, du hallescher Löwentrotz" trotzen sie noch immer Wind und Wetter, bis zum bitteren Ende. ;)

Ich verabschiede mich für den Moment auf die Leipziger Buchmesse und hoffe, schnell weiter aufholen und mit vielen interessanten Bildern zurückkehren zu können! Wir lesen uns, wenn ihr mögt. :)

4 Responses so far.

  1. Goldkind says:

    Im Thomasianum sind unser Prüfungsamt, eine Dozentenbibliothek und einige Lehrstühle. ^^
    Mehr nicht.

  2. schöne Woche - der Stadtgottesacker ist wirklich toll. Wir waren da mit einem Lolitatreffen auch zum Bildermachen (auch wenn es erstmal etwas seltsam wirkte ^^; - aber das bunte Laub war ein Traum und eine tolle Kulisse ^^)

    Und diese Heilanstalt klingt ja wirklich spannend. Da frage ich mich doch gleich wieder, was es sonst noch so für unscheinbare, aber ehemals bedeutsame Gebäude hier gibt, an denen man tagtäglich vorübereilt und nichts davon weiß oder sieht ... ^^
    Aber zum Glück zeigst du sie uns ja! ^^

  3. Kiyhuri says:

    Ah, vielen Dank für die Aufklärung, Iv! Jetzt kann ich beruhigt schlafen. *lach Dann ist es ja kein Wunder, dass ich dort noch nie drin war. :)

  4. ich glaube übrigens, dass im Thomasianum unten im Keller auch noch die FIPS/MOS-Leute sitzen und auch ein bisschen Dekanatskram ist ... aber nichts genaues weiß man nicht ^^

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