Abgesehen von einem Rekurs auf Runde Drei des Projektes "365 Orte" ist dieser Titel auch eine Anspielung auf das neueste, gerade erst erschienene Werk des von mir sehr geachteten Komponisten Ludovico Einaudi - vielen sicher von der Filmmusik zu "Ziemlich Beste Freunde" bekannt.
Leider habe ich das Album noch nicht, dafür laufen die Titel als iTunes-Hörproben in Dauerschleife. Mit Unterbrechung durch vollständige YouTube-Optionen, versteht sich. ;)



Nun aber viel Spaß bei der heutigen Wochenration!

14/365
Carl-von-Ossietzy-Straße 4, Treppenhaus
Am Montag war die weiteste zurückgelegte Entfernung leider wieder nur der Gang zum Briefkasten. Eigentlich ist unser Treppenhaus bis auf quietschende und knarrende Türen sowie seine enorme Hellhörigkeit nicht besonders spektakulär, aber ich finde unser Geländer wirklich sehr schön. Mit Teppich ausgelegte Holztreppen und eine unaufdringliche Tapete an den Wänden würde das Ganze gleich enorm aufwerten und veredeln, aber man kann ja nicht alles haben. ;)

15/365
Kunstforum Halle
Das Kunstforum ist ein Museum unter Beteiligung der Sparkasse, welcher das Gebäude ursprünglich gehörte. Die Austellungen sind immer sehr spannend und auch relativ erschwinglich.

Abgesehen von seiner tollen Architektur verbinde ich mit dem Kunstforum die Erinnerung an die 2. Nacht der Poesie, bei der ich im Rahmen einer Moderation ein Interview mit dem halleschen Schriftsteller André Schinkel führte. Die Atmosphäre war dabei ganz speziell: Anlässlich einer 20er Jahre-Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Veronika, der Lenz ist da!" war das Haus vollgestellt mit antiken Spielsachen, Kleidern und sonstigen Freizeitgegenständen. Vor einem riesigen, die ganze Wand überspannenden Bild des alten Halle stand ein mindestens ebenso vintage-artiger Tisch in englischem Stil, zu dem sich als fast einzige Lichtquelle eine rudimentäre Schreibtischlampe nebst einem Mikro und passenden, mit olivgrünem Leder bezogenen Holzstühlen gesellte. Davor und daneben bauten sich Reihen rotsamtener Bestuhlung auf, die vor uns den rund 50 Zuschauern, neben uns den Autoren, Moderatoren und Mitarbeitern auf bequeme Art den Genuss des mit Worten geschwängerten, durchdringenden Ambientes ermöglichte.
An dieses Ereignis erinnere ich mich wirklich sehr gerne, denn nicht nur mein "Wahl-Autor" war wirklich sehr nett und bereit, durch ein angeregtes Gespräch unserer beider Nervosität abzubauen, sondern hier hörte ich auch das erste mal Ulrike Almut Sandig, deren Werke ich ebenfalls großartig finde. Besonders ihre Art zu lesen verursacht positive Gänsehaut! :)

16/365
Adolf-von-Harnack-Straße
Ich weiß nicht warum, aber diese Straße hat es mir in Halle besonders angetan. Auch wenn sie nicht anders aussieht, als die umliegenden, mit prunkgespickten Fassaden bestückten Arme des Paulusviertels. Möglicherweise liegt es aber daran, dass man von der hecktischen Reilstraße kommend unmittelbar das Gefühl hat, in einen Ruhepol einzutauchen, ohne gleich ganz im Zentrum des Viertels angelangt zu sein. Mit ein bisschen Grün. Mit viel Eleganz. Auf dem Weg zur Uni.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mir immer wünschte, dort eine Wohnung zu finden, als ich danach suchte.

17/365
Bernburger Straße
Laut, schmuddelig und alternativ sind hierfür wohl die passenden Worte.
In meinen Anfangsjahren in Halle hab ich von dieser Straße keinerlei Notiz genommen, obwohl ich tagtäglich mit der Straßenbahn darüberfuhr. Phänomen Tunnelblick, ganz offensichtlich. Mit einem Schuss Orientierungslosigkeit als Erstsemester. ;)
Gesäumt von zwei Pizzadiensten, dem "Alten Postamt", in dem mal der DaF-Stammtisch stattfand, einem Fahrradladen, einer Galerie, dem "Perlhuhn" und einem ehemaligen Kiosk, der nun als "hr. fleischer" von Kunststudenten der Burg Giebichenstein als Ausstellungs- und Aktionsraum auf vier Quadratmetern genutzt wird, bildet diese Straße eine Hauptader der Stadt.

18/365
Wiederum nur heimatliche Einkehr. Dafür kredenze ich einen Blick in den wundervoll verschneiten Hinterhof meines Hauses, in welchem Kinderspielzeug im Winterschlaf auf seine erneute Drangsalierung neben einem arbeitslosen Weihnachtsbaum verharrt.

19/365
Paulus-Apotheke
Auf meinem Weg zu einer Abschiedsfeier lag eine der unzähligen Apotheken in Halle. Gibt es dafür nicht auch so etwas, wie ein Wettbewerbsgesetz im Sinne der Entfernung zueinander? Alle 50-100 Meter steht man vor dem nächsten Pharma-Händler...

20/365
Pauluskirche
Das den Takt vorgebende Herz des Paulusviertels. Bei der abendlichen Motivsuche begegneten mir neben Nachtrodlern auch eine Handvoll Demonstranten in den sonst ausgestorbenen, glatten Straßen. Interessante Kombination.

Endlich hat der Winter offenbar richtig Einzug gehalten - ich hoffe, dass das auch eine Weile so bleibt! Jede Jahreszeit hat ihre guten Eigenschaften, aber wenn alles unter einer weißen, in der Sonne glitzernden und noch unberührten Pulverschneedecke begraben liegt, ist das der tollste Anblick überhaupt! Aus diesem Grund werde ich mich beeilen, um für mein Projekt ein paar tolle Bilder zu ergattern, sofern es meine Zeit zulässt!

Euch eine schöne Woche - wir lesen uns! :)

3 Responses so far.

  1. elen says:

    es gibt tatsächlich einen apothekerdachverband, der jede apotheke schon vor eröffnung begleitet/bewertet. die nachfrage scheint also da zu sein, wenn es so viele apotheken gibt (;

  2. schöööne Bilder ^^
    Das letzte mit dem leuchtenden Geländer hat es mir sehr angetan ^^

    Und bei der Bernburger Straße hast du noch ich glaube 3 Kneipen vergessen XD Ich wohne echt im Fressmekka XD

    Bei der A.-v-H.-Str. geht es mir aber auch immer so - das ist ganz eigenartig. Da ändert sich der Charakter der Viertel so von einem auf den anderen Schlag irgendwie ^^

  3. Goldkind says:

    yay, 3. Runde! :D

    Früher gab es für Aphotheken tatsächlich eine Begrenzung der Niederlassungsfreiheit (i.S.v. nur eine bestimmte Anzahl/pro Gebiet), das wurde allerdings vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Heute dürften also auch 5 Apotheken nebeneinander stehen. *g*

    Die Ausstellung zu "Veronika, der Lenz ist da" fand ich auch total toll!
    Allerdings hat mit in letzter Zeit nichts so richtig gut gefallen.

Leave a Reply